30 jähriges Jubiläum von "The New New Product Development Game", Teil 8
“Transfer of learning
The drive to accumulate knowledge across levels and functions is only one aspect of learning. We observed an equally strong drive on the part of the project members to transfer their learning to others outside the group.
Transfer of learning to subsequent new product development projects or to other divisions in the organization takes place regularly. (...)
But institutionalization, when carried too far, can create its own danger. Passing down words of wisdom from the past or establishing standard practices based on success stories works well when the external environment is stable. Changes in the environment, however, can quickly make such lessons impractical.
Several companies have tried to unlearn old lessons. Unlearning helps keep the development team in tune with the realities of the outside environment. It also acts as a springboard for making more incremental improvements.
Much of the unlearning is triggered by changes in the environment. But some companies consciously pursue unlearning.”
Im Jahr 1986 haben Hirotaka Takeuchi und Ikujiro Nonaka ihr berühmtes Paper veröffentlicht, „The New New Product Development Game“. In ihrer Untersuchung schlugen die Autoren einen parallelen und ganzheitlichen Produktenwicklungsansatz vor, im Gegensatz zu einem seriellen, auf einzelne Phasen spezialisierten Entwicklungsansatz.
Als Takeuchi und Nonaka eine neue Herangehensweise für Produktentwicklung erläuterten, war die 3. Industrielle Revolution (der Einzug von Computertechnik) seit einigen Jahren voll im Gange.
Heute sind Digitalisierung, Industrie 4.0, Smart Factory, Internet of Things, Roboter-Mensch-Interaktion die Themen, welche in den Medien stark vertreten sind und viele Menschen beschäftigen. Dies wird in Deutschland die „4. Industrielle Revolution“ genannt und noch größere Umwälzungen als die Erschaffung des Internets werden vorausgesagt.
In dieser Reihe möchte ich Passagen des Original Papers zitieren und die Aussagen in Bezug zum Jahr 2016/2017 stellen.
***Teil 8***
Wie schön wäre es, wenn es für jedes innovative Projekt eine Vorlage gäbe, die als Rezept für eine erfolgreiche Herangehensweise verwendet werden könnte! Ein Projekt-Team in Kontakt mit dem Komplexen Kontext, zu welchem die Themen Digitalisierung, IoT usw. gehören, muss sich jedoch von solch einer Erwartung lösen, da die Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten neu und unerforscht sind.
Die Lernergebnisse eines Projektes mehrfach zu nutzen und damit zukünftige Projektarbeit effizienter zu gestalten ist ein Wunsch, der oftmals von Managementseite oder vom Personalwesen gehegt wird. Dies endet üblicherweise in über mehrere Projekte kumulierte „Best Practice“ Dokumenten, eine Art Wissenssammlung des Unternehmens. Die besonderen Situationen, in denen diese einzelnen Erkenntnisse und Lösungen gefunden werden, werden dabei jedoch außer Acht gelassen. Dadurch entsteht der Eindruck von allgemeingültigen „ewigen“ Regeln des Erfolges, die den größten Schaden verursachen, wenn sie als Pflichtübung in zukünftigen Projekte übernommen werden, da eine falsche Sicherheit bei allen Beteiligten vorgetäuscht wird und die Aufmerksamkeit gegenüber den Signalen und Rückwirkungen aus dem Komplexen Kontext verringert wird.
Wie 1986 sollte auch heutzutage verstanden werden, dass jedes Projekt einzigartig ist und eigene Lösungen zur Problembewältigung entwickelt werden müssen. Die Wiederverwendbarkeit der Lösungen sollte deswegen genau geprüft werden, Anpassungen sollten wo nötig erfolgen, nicht Verwendbares sollte rigoros gestrichen und „verlernt“ werden. Das Projekt-Team muss letztlich selbst entscheiden, was zu tun ist und die Freiheit, dies zu entscheiden, eingeräumt bekommen.
Innerhalb eines Projektes kann aber sehr wohl eine Sammlung von Best Practices entstehen. Diese kann das Team an bisher gemachte Erfahrungen erinnern und verhindern, dass gelerntes Wissen vergessen geht, bevor es sich ausreichend verfestigen konnte. Ein mutiges Team würde vielleicht konsequenterweise nach Projektabschluss die Sammlung der Best Practices vernichtet, um auch so die Einzigartigkeit und die begrenzte Gültigkeit auszudrücken.
Ein Hinweis: Die vorangegangenen Überlegungen treffen auf ein Projekt-Team in Kontakt mit dem Komplexen Kontext zu. Sobald dieser Kontext jedoch verlassen wird und die Arbeit in eine alltägliche Routine („in die Linie“) übergeht, wo Wirkungsweisen und Regelmäßigkeiten verstanden sind, kann ein Unternehmen von einer Best Practice Sammlung profitieren und das Gelernte mehrfach erfolgreich zur Anwendung bringen.